Epigramm I, 35

Versus scribere me parum seueros
nec quos praelegat in schola magister,
Corneli, quereris: sed hi libelli,
tamquam coniugibus suis mariti,
5 non possunt sine mentula placere.
Darum, dass ich nicht gerade ernste Verse schreibe
und solche, welche der Lehrer in der Schule nicht vorträgt,
Cornelius, darüber beschwerst du dich: aber jene Bücher,
so wie die Ehemänner ihren Ehefrauen,
können ohne Schwänzchen nicht gefallen.

Quid si me iubeas thalassionem
uerbis dicere non thalassionis?
quis Floralia uestit et stolatum
permittit meretricibus pudorem?
Was nun, wenn du befiehlst, dass ich Hochzeitsformeln
ohne hochzeitsgemäße Worte aussprechen soll?
Wer schmückt den Blumengarten und erlaubt
den Huren ehrbaren Scham?

10 Lex haec carminibus data est iocosis,
ne possint, nisi pruriant, iuuare.
Quare deposita seueritate
parcas lusibus et iocis rogamus,
nec castrare uelis meos libellos:
15 Gallo turpis est nihil Priapo.
Dieses Gesetz ist den spaßigen Liedern gegeben,
dass sie niemandem gefallen können, wenn sie nicht sticheln.
Deshalb wollen wir ohne Ernst die Parzen
mit Spiel und Spaß befragen,
und du, versuch nicht, meine Bücher zu kastrieren:
nichts ist unsinniger als ein kastrierter Schwanzgott.